KNOCK AT THE CABIN (Filmkritik)

Kurzmeinung: Schön gefilmter Old-School-Thriller mit spannender Prämisse.

Knock at the Cabin (Filmkritik)
Copyright Universal Studios

Wie schon OLD (2021) zuvor basiert KNOCK AT THE CABIN auf einer literarischen Vorlage, was für den Regisseur M. Night Shyamalan in seiner über 20 Jahre andauernden Karriere bis dahin eher unüblich war – seine eigenen Stoffe und Ideen standen bislang im Vordergrund, ja waren ihm das Wichtigste überhaupt. Die Geschichte von Shyamalans neuem Film basiert diesmal auf dem Roman DAS HAUS AM ENDE DER WELT (2019, engl. THE CABIN AT THE END OF THE WORLD) von Paul Tremblay. Das Buch ist durchaus lesenswert und spannend geschrieben. Shyamalan verändert vor allem das Ende.

Eine Ausgangssituation mit Potential

Das Spannendste an KNOCK AT THE CABIN ist unweigerlich dessen Prämisse: Eine Familie, bestehend aus zwei Männern und deren Adoptivtochter, die ihren Urlaub in Pennsylvania in einer einsamen Hütte im Wald verbringt, wird von vier fremden Eindringlingen als Geisel genommen. Sie fordern sie auf, eines der drei Familienmitglieder zu opfern, um die Apokalypse – und damit das Ende der Welt – zu verhindern … Diese Ausgangssituation allein regt bereits zum Nachdenken an, denn wenn der Mensch nicht in der Lage ist, etwas von sich zu opfern, dann steuert die Welt auf eine Katastrophe zu. Hier kann man zum Beispiel eine Parallele zur aktuellen Klimakatastrophe ziehen.

Jarin Blaschke – der Stammkameramann von Art-Horror-Regisseur Robert Eggers – liefert erstklassige, atmosphärische Bilder im Stil eines Old-School-Thrillers ab, gedreht hat er mit Linsen aus den 1990er-Jahren. Auch die Chemie zwischen den Darstellern stimmt. Jonathan Groff (bekannt aus MINDHUNTER) und Ben Aldridge liefern ein stimmiges Paar ab. Dave Bautista kann endlich beweisen, dass er auch in anderen, nicht-actiongeladenen Rollen überzeugen kann. Hier beweist Shyamalan erneut, dass er aus Action-Darstellern (Bruce Willis, Mel Gibson etc.) Drama-Darsteller machen kann. Und Kristen Cui, die die 8-jährige Tochter verkörpert, ist ein Glücksgriff, denn ihr Gesichtsausdruck, der ständig zwischen Angst, Verwirrung, Mut und Verstörung schwankt, trägt zur Atmosphäre des Films viel bei.

Ein echter „Shyamalan“?

Viele Motive und Themen, die sich durch Shyamalans Werk ziehen, finden sich auch in diesem Film wieder und verdichten sich fast schon ins Extreme: ein klaustrophobisches, extrem beschränktes Setting, eine dramatische Geschichte einer Familie, die wichtige Rolle von Kindern und das Thema des Glaubens und Nicht-Glaubens, verbunden mit einer Prise Religiösem! Shyamalan scheint immer wieder denselben Film zu drehen (Kernthemen: Glaube und Familie). Aber auch einige Szenen lassen (nostalgisch) an frühere Shyamalan-Filme denken, wie die Fernsehsequenzen aus SIGNS (2002) oder die „heilige Aufgabenverteilung“ aus LADY IN THE WATER (2006).

Letztendlich hat KNOCK AT THE CABIN viel mit OLD zu tun, denn beide Filme sind bis etwa 30 Minuten vor dem Ende wirklich gut, dann aber verspielt Shyamalan das Potential der Filme in einem Rutsch. Man mag Shyamalan bei seinem neuesten Film für das gewählte Ende Optimismus einräumen, aber auch das nur ungerne. Hätte er sich doch lieber an den Schluss der literarischen Vorlage gehalten – nichtsdestotrotz bleibt der Film dem Zuschauer im Gedächtnis!

KNOCK AT THE CABIN

Regie: M. Night Shyamalan / USA / 2023 / 100 Minuten

Besetzung: Dave Bautista, Jonathan Groff, Ben Aldridge, Rupert Grint, Nikki Amuka-Bird, Abby Quinn, Kristen Cui

Produktion: M. Night Shyamalan, Ashwin Rajan

Freigabe: 16

Verleih: Universal Pictures Home Entertainment

(Diese Kritik ist zuerst bei DEADLINE – Das Filmmagazin erschienen)