STRANGE DARLING (Filmkritik)

Kurzmeinung: Mollners Film ist nicht nur eine schöne Überraschung, sondern ein Pflichtfilm für jeden Genrefan!

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JT Mollners STRANGE DARLING gehört zweifellos zu den besten Genrebeiträgen der letzten Jahre. Der Thriller ist so geschickt und leidenschaftlich inszeniert, dass er den Zuschauer tatsächlich atemlos zurücklässt – ein spannungsgeladenes Erlebnis, das von seinen Twists und seiner einzigartigen Erzählweise lebt.

Eine vertraute Prämisse

Die Prämisse klingt zunächst vertraut: Eine junge Frau (brillant gespielt von Willa Fitzgerald) rennt durch die tiefen Wälder von Oregon, auf der Flucht vor einem skrupellosen Verfolger (Kyle Gallner). Doch schon bald wird klar, dass STRANGE DARLING viel mehr ist als nur ein klassischer Serial-Killer-Film, bei der es ein männlicher Mörder auf hübsche, junge Frauen abgesehen hat. Mollner zerlegt die gewohnten Genre-Mechanismen in ihre Einzelteile und setzt sie in einer nicht-linearen, fragmentierten Erzählweise wieder neu zusammen. In sechs nicht-chronologischen Kapiteln entfaltet sich eine labyrinthische Geschichte, in der die Grenzen zwischen Jäger und Gejagtem immer mehr zu verschwimmen scheinen … Es wäre ein Fehler, zu viel über die Handlung zu verraten, denn der Film lebt von seinen unerwarteten Wendungen und dem psychologischen Katz-und-Maus-Spiel zwischen den beiden Protagonisten. Jede neue Szene enthüllt weitere Schichten einer tief verstörenden und toxischen Beziehung.

Wenn zwei Fremde aufeinander treffen …

STRANGE DARLING reiht sich nahtlos in das Sub-Genre ein, das ich gerne als den „Zwei-Fremde-Treffen-Aufeinander-Thriller“ bezeichne – ein Genre, das bereits mit Filmen wie YOU’LL NEVER FIND ME (2023), BARBARIAN (2022) oder auch CREEP (2014) durchaus überzeugt hat. Aber STRANGE DARLING übertrifft diese Vorgänger noch, indem der Film die Erwartungen seines Publikums eben immer wieder gekonnt unterläuft.

Für die Kamera zeichnet sich erstmals Schauspieler Giovanni Ribisi verantwortlich, der auch Produzent des Films ist (davor hatte er nur die Kamera für ein paar Musikvideos übernommen). Das Ergebnis überzeugt auf ganzer Linie. Seine Kameraführung und die Ästhetik des Films erinnern an grobkörnige Slasher der 1980er Jahre. Ribisi verwendet 35mm-Film und schafft so imponierende Bilder, in denen satte Rot- und Grüntöne dominieren. Seine flüssige, sich stets bewegende Kameraführung zieht den Zuschauer tief in das verrückte Geschehen hinein.

STRANGE DARLING

Regie: JT Mollner / USA / 2023 / 96 Minuten

Besetzung: Willa Fitzgerald, Kyle Gallner, Barbara Hershey, Ed Begley Jr.

Freigabe: FSK 18

Verleih: Miramax

(Diese Kritik ist zuerst bei DEADLINE – Das Filmmagazin erschienen)