REBIRTH – Die Apokalypse beginnt (Filmkritik)

Kurzmeinung: REBIRTH ist durchaus spannend und hat interessante Ansätze, bleibt durch den einschränkenden Screenlife-Stil und das oberflächliche Drehbuch aber durchschnittlich.

Copyright Plaion Pictures

Ein weiterer Screenlife-Film

REBIRTH gehört zu dem sogenannten „Screenlife“-Genre, im Deutschen auch als Desktop-Film bekannt. Dabei handelt es sich um Filme, die das Geschehen ausschließlich über Bildschirme zeigen. Das können Computer, Smartphones, Überwachungskameras, etc. sein, einzig gilt: Erzählt werden darf die Story eben nur über digitale Screens. Damit zählt Egor Baranovs Film neben UNKNOWN USER (2014), SEARCHING (2018) oder HOST (2020) zu den wenigen Produktionen, die sich dieses narrative Prinzip zu eigen gemacht haben. SEARCHING von Aneesh Chaganty war dabei das Highlight: Die mysteriöse Geschichte um das Verschwinden eines Mädchens wurde über die Bildschirme wunderbar narrativ umgesetzt und äußerst spannend erzählt. REBIRTH kann mit der Spannung in etwa mithalten, aber das Einzig-über-Bildschirme-erzählen gelangt hier an seine Grenzen und offenbart dramaturgische Schwächen.

Wenn die Kirche über Leben und Tod entscheidet …

Aber erstmal zum Inhalt des Films, der doch mit einiger Originalität daherkommt: Stanley Martin (Dave Davis) erlebt einen Autounfall, bei dem sein Sohn Nicholas ums Leben kommt. Die Mutter Audrey (Karli Hall) wohnt der Tragödie entsetzt bei, da sie mit Stanley während dem Fahren im Videochat war. Nach der Beerdigung zerbricht Stanleys Ehe mit Audrey. Jetzt der Clou: Die katholische Kirche, in Form von Kardinal Degal (Brad Greenquist), nähert sich Audrey mit dem Angebot, Nicholas mit einem geheimen und bahnbrechenden Verfahren wiederzubeleben! Sie stimmt zu (natürlich!) und das Vorhaben … gelingt diesmal. Nicholas‘ „Auferstehung“ weckt weltweites Interesse und führt zu zahlreichen Konversionen zum Katholizismus. Die Kirche öffnet dieses Wiederbelebungsverfahren daraufhin der breiten Masse: Jeder Katholik bekommt eine „zweite Chance“ im Leben. Fünf Jahre später ist Stanley Priester geworden und begleitet die Auferstandenen psychologisch – denn für einige ist diese Wiederbelebung nicht einfach zu verkraften – bleibt jedoch von Audrey und Nicholas distanziert. Als einer von Stanleys „Patienten“ Massenmord begeht, veranlasst dies Stanley zu ermitteln. Er scheint ein Muster der Gewalt unter anderen auferstandenen Personen zu finden. Mit Hilfe einer Hackerin (Erika Chase) deckt er einen verborgenen Kult auf, der mit diesen Vorfällen wohl verbunden ist … und die Kirche scheint mittendrin zu stecken!

Die Produktion von REBIRTH übernahm der nicht unbekannte Russe Timur Bekmambetow (WANTED [2008] und BEN HUR [2016]) und man muss sagen, dass die Kulisse des Films in einer digitalen Umgebung gut getroffen ist und hochwertig wirkt. Die Handlung entfaltet sich durch verschiedene Videoaufnahmen, Chatfenster und App-Oberflächen. Es gibt ebenfalls Szenen, die innovative virtuelle heilige Messen zeigen. Das ist alles schön glatt poliert und sorgfältig inszeniert. Doch immer wieder muss sich der Zuschauer fragen: „Ist diese Erzählweise wirklich notwendig?“ Manchmal wirkt diese überdigitalisierte Erzählweise nämlich zu gezwungen.

Wer verdient eine zweite Chance?

Besonders interessant sind jedoch die Fragen, die der Film stellt: Hat jeder Mensch eine zweite Chance verdient? Oder nur die, die in ihrem ersten Leben nicht gesündigt haben? Wer darf wiederbelebt werden und wer nicht? Darüber entscheidet alleine die Kirche, die hier im Film zu einem omnipotenten globalen Akteur wird, der Staaten und Regierungen in den Schatten stellt. In einer Gegenwart, in der die katholische Kirche jedes Jahr mehr Macht und Gläubiger verliert, zeigt REBIRTH also eine Alternativwelt, in der sie wieder zu alter, ja nie dagewesener Macht wird … selbst Muslime konvertieren zum Katholizismus in der Hoffnung später einmal wiederbelebt zu werden!

REBIRTH ist ein temporeicher Film, der die Spannung aufrechterhalten und durch gewisse interessante Ansätze überzeugen kann, aber schließlich doch nur durchschnittlich bleibt. Schuld daran ist der einschränkende Screenlife-Stil sowie das vor allem zum Ende hin oberflächlich bleibende Drehbuch.

REBIRTH – Die Apokalypse beginnt

(OT: RESURRECTED)

Regie: Egor Baranov / Frankreich/Zypern/Russland / 2023 / 98 Minuten

Besetzung: Dave Davis, Karli Hall, Erika Chase

Freigabe: 16

Verleih: Plaion Pictures

Start: 25. April 2024

(Diese Kritik ist zuerst bei DEADLINE – Das Filmmagazin erschienen)