Psycho I–III: Hitchcocks Klassiker und seine Fortsetzungen

Anthony Perkins als Norman Bates in Psycho II

Szene aus Psycho II (1983): Norman Bates (Anthony Perkins) betreibt wieder sein Motel und versucht, seinen Alpträumen zu entkommen (© Park Circus France)

Alfred Hitchcocks Psycho von 1960 gilt als bahnbrechender Horrorklassiker und machte die Figur des gestörten Motelbesitzers Norman Bates weltberühmt. Über 20 Jahre lang blieb Psycho ein in sich geschlossener Einzelfilm mit einem abgeschlossenen Ende: Norman Bates wird als Mörder entlarvt und in eine Psychiatrie eingewiesen. Doch Normans unheimliche Geschichte übte weiter Faszination aus, und viele fragten sich: „Was geschah danach?“.

Erst in den 1980er-Jahren kehrte Norman Bates in zwei Kinofortsetzungen zurück: Psycho II (1983) und Psycho III (1986) setzen die Handlung des Originals fort, mit Anthony Perkins erneut in seiner Paraderolle. Diese späten Sequels stehen naturgemäß im Schatten des Hitchcock-Kultfilms, bieten aber eigene spannende Ansätze und entwickeln die Geschichte um Norman Bates weiter. (Eine vierte Fortsetzung, Psycho IV: The Beginning von 1990, entstand nur als TV-Film und bleibt daher hier weitgehend unberücksichtigt – dazu später mehr.)

Psycho (1960) – Der Klassiker

Anthony Perkins in Hitchcocks Psycho (1960)

Als Psycho 1960 erschien, revolutionierte Hitchcock das Thriller- und Horror-Genre. Der Film – basierend auf Robert Blochs Roman – schockierte das Publikum mit unerwarteten Wendungen und brach filmische Tabus. Berühmt ist vor allem die Duschmordszene, in der die vermeintliche Hauptfigur Marion Crane (Janet Leigh) überraschend früh brutal erstochen wird, ein Moment, der sich unauslöschlich ins kollektive Gedächtnis einbrannte. Ebenso legendär ist der Schluss-Twist: Normans Mutter war bereits tot, lebt aber als gespaltene Persönlichkeit in Normans Geist fort. Anthony Perkins’ Darstellung des scheinbar schüchternen, doch unheimlichen Norman Bates (im Bild in einer Szene aus Psycho zu sehen, © UIP) prägte den Film maßgeblich und weckte beim Publikum sogar Mitleid – bis zur schockierenden Auflösung.

Psycho war Hitchcocks erfolgreichster Film, steht für perfekten Suspense und subtile Inszenierung und gilt vielen als Höhepunkt seines Schaffens (zusammen mit dem zwei Jahre zuvor erschienenen Vertigo). Das Ende von Psycho ließ eigentlich keine Fragen offen, dennoch blieb Norman Bates als Figur in der Popkultur lebendig – zu lebendig, um nach nur einem Film zu verschwinden.

Psycho II (1983) – Die späte Fortsetzung

22 Jahre nach dem Original wagte Universal eine Fortsetzung. Etwas nahezu beispiellos, da Hitchcock selbst nie eine geplant hatte. Psycho II knüpft inhaltlich nahtlos an den Klassiker an und setzt 22 Jahre nach den Ereignissen von Teil 1 ein: Norman Bates wird als geheilt aus der Psychiatrie entlassen, sehr zum Entsetzen von Lila Loomis (Vera Miles), der Schwester von Marion Crane. Norman kehrt nach Hause zurück, um das Bates Motel wieder zu betreiben und ein normales Leben zu führen, bewusst in dem Wissen um den großen „mütterlichen Schatten“, der einst von ihm Besitz ergriffen hatte. Der Film zeigt Norman als unsicheren, bemitleidenswerten Mann, der aufrichtig versucht, seine dunkle Vergangenheit hinter sich zu lassen. Tatsächlich gewinnt Norman Sympathien des Zuschauers, der ihm die Daumen drückt, dass er seinen inneren Dämon („Mother“) im Zaum halten kann.

Doch die Vergangenheit lässt Norman nicht los: Kaum zurück im Motel, das inzwischen heruntergewirtschaftet wurde, mehren sich unheimliche Vorfälle. Norman erhält mysteriöse Nachrichten seiner toten Mutter, Telefonanrufe aus dem Jenseits und sieht ihre Silhouette – bis erneut Menschen im Bates Motel zu sterben beginnen. Die Fortsetzung spielt geschickt mit der Erwartung des Publikums: Ist Norman doch wieder rückfällig geworden, oder versucht jemand, ihn in den Wahnsinn zu treiben? Diese Frage treibt die Spannung, während Norman Freundschaft mit der jungen Mary (Meg Tilly) schließt, die bei ihm Unterschlupf findet. Mary entpuppt sich jedoch als Lilas Tochter, die gemeinsam mit ihrer rachsüchtigen Mutter Norman in eine Falle locken will. Gleichzeitig entwickelt Mary Mitgefühl für Norman und zweifelt an Lilas Methoden. Am Ende wartet Psycho II mit einem kühnen Twist auf: Eine alte Dame namens Emma Spool behauptet plötzlich, sie sei Normans leibliche Mutter gewesen – worauf der labil werdende Norman sie ermordet und wieder vollständig dem Wahn verfällt. In der Schlussszene sitzt Norman erneut zufrieden mit einer mumifizierten „Mother“ im Haus, so als wäre nichts gewesen: eine makabre Vollendung des Kreises.

Eine der besten Horror-Fortsetzungen

Trotz dieses gewagten Schlussgags wurde Psycho II von vielen Kritikern positiv aufgenommen. Regisseur Richard Franklin (1948-2007, bekannt für Patrick (1978) und Link (1986)) – ein Hitchcock-Bewunderer – inszenierte die Fortsetzung mit Respekt vor dem Original und vermied plumpe Imitation. Der Film liefert eine glaubwürdige Weiterführung der Geschichte, die die Lücke von über 20 Jahren schlüssig schließt. Zahlreiche subtile Verweise und Zitate zeugen von der bewussten Hommage an Hitchcock, ohne dass Psycho II seine eigene Identität verliert. So beginnt der Film etwa mit der berühmten Duschszene aus Psycho, die elegant von Schwarzweiß zu Farbe überblendet und den Zuschauer sofort in Normans Albtraum zurückholt. Stilistisch geht die Fortsetzung aber eigene Wege: Während Hitchcocks Original die Gewalt überwiegend verborgen andeutete, zeigt Psycho II die Mordszenen für das zeitgenössische 80er-Jahre-Publikum deutlich blutiger auf der Leinwand. Die Macher waren sich bewusst, dass man Hitchcocks Meisterwerk nicht übertreffen konnte und versuchten es auch gar nicht erst. Stattdessen schufen sie einen spannenden Thriller mit schwarzem Humor und unerwartetem emotionalem Gewicht, der im Einklang mit seinem Vorgänger steht und doch für sich alleine funktioniert. Kritiker lobten besonders Tom Hollands smartes Drehbuch und Perkins’ nuanciertes Spiel, das Norman Bates hier in menschlicherer, tragischerem Licht zeigt.

Das Ergebnis überraschte Publikum und Kritiker gleichermaßen: Psycho II erwies sich als qualitativ überzeugende und kommerziell erfolgreiche Fortsetzung (rund 34,7 Mio. $ Einspiel bei 5 Mio. Budget). Auch rückblickend genießt der Film den Ruf, einer der besten Horror-Sequels zu sein – eine „schwarzhumorige, clevere Thriller-Fortsetzung mit einfallsreichen Wendungen“, die zwar „kein Vergleich zum Klassiker“ ist, aber Horror-Fans durchaus zufriedenstellt.

Psycho III (1986) – Im Schatten des Klassikers

Angespornt vom Erfolg des zweiten Teils folgte 1986 Psycho III. Diesmal nahm Anthony Perkins selbst auf dem Regiestuhl Platz, unter der Bedingung, dass er dafür ein drittes Mal Norman Bates verkörpern würde. Psycho III knüpft unmittelbar an den Vorgänger an: Die Handlung spielt nur einen Monat nach Teil II. Norman führt wieder sein Motel, doch die Altlasten sind greifbar: Die Leiche von Mrs. Spool, die er am Ende von Psycho II getötet hat, dient ihm nun als neue „Mother“. In dieses Setting geraten neue Figuren: Maureen Coyle, eine junge Nonne in Lebenskrise, die einem Vertigo-ähnlichen Prolog aus ihrem Kloster flieht, und Duane Duke, ein heruntergekommener Musiker, der als Aushilfsmanager im Bates Motel anheuert. Außerdem schnüffelt die Journalistin Tracy Venable herum, die über resozialisierte Mörder berichtet und Normans jüngste Vergangenheit (etwa das Verschwinden von Emma Spool) recherchiert.

Schon bald treten Parallelen zum Original zutage: Maureen erinnert Norman vom Aussehen und den Initialen (M.C.) her an Marion Crane, was seinen inneren Konflikt entfacht. Norman kämpft wieder verstärkt mit seiner zweiten Persönlichkeit, die jeden weiblichen Besuch im Motel als Bedrohung ansieht.

Psycho III entwickelt sich dadurch stärker zum waschechten Slasher-Film: Die Zahl der Opfer steigt, die Gewalt ist noch expliziter, und „Mother“ geht weiterhin eifersüchtig um. Gleichzeitig versucht der Film, Normans innere Zerrissenheit weiter auszuloten: Eine zarte Romanze zwischen Norman und Maureen gibt Hoffnung, könnte ihn vielleicht retten – bis das Schicksal erneut tragisch zuschlägt. Perkins inszeniert das Finale als Kampf zwischen Norman und „Mother“. Dabei greift das Drehbuch von Charles Pogue die umstrittene Enthüllung aus Psycho II auf und führt sie ad absurdum: Psycho III rückt die abenteuerliche These wieder gerade und bringt Normans Familiengeschichte zurück in Einklang mit Hitchcocks Original. Sprich: Die Behauptung, Norman sei gar nicht Normas Sohn, wird verworfen, sie diente wohl nur dazu, Norman am Ende von Teil II erneut durchdrehen zu lassen. In Psycho III steht letztlich wieder Normans krankhafte Bindung an seine echte Mutter im Zentrum, ohne weitere familiäre Revisionen. Das Filmplakat, mit Norman Bates vor dem düsteren Bates Motel, visualisiert diese Rückkehr zu den Ursprüngen der Geschichte und betont die bedrohliche Präsenz der Mutterfigur, die wie in den ersten beiden Teilen die zentrale Rolle spielt (Fotonachweis Filmplakat – © UIP).

Filmposter mit Anthony Perkins zu Psycho III

Gewagte, stilistische Erneuerungen

Perkins zeigte bei seinem Regiedebüt überraschend viel Gespür. Stilistisch orientierte er sich weniger an Hitchcock als an modernem Neo-Noir: Um der Crew die gewünschte Atmosphäre zu vermitteln, ließ er sie den Coen-Brothers-Film Blood Simple (1984) ansehen. Tatsächlich findet Psycho III einen etwas eigenen Ton und reiht sich nicht einfach nahtlos an seine Vorgänger, sondern wagt stilistische Experimente. Perkins streut etliche augenzwinkernde Anspielungen für Fans ein, versieht den düsteren Plot mit schwarzhumorigen Untertönen und einprägsamen One-Linern. So wirkt der ehemals scheue Norman hier stellenweise beinahe „cool“ – eine ungewohnte, aber stimmige Entwicklung, denn die Figur war längst ein fest etabliertes Horror-Icon geworden. Trotzdem verliert der Film nie den roten Faden: Es geht immer noch um Norman Bates und seine desaströse Beziehung zu Mutter (selig und inzwischen halb verwest). Visuell erweist Perkins Hitchcock durchaus Reverenz. Gleich zu Beginn zitiert er z.B. den berühmten Vertigo-Effekt (Zoom bei gleichzeitiger Rückfahrt der Kamera), als eine Nonne vom Glockenturm stürzt – eine bewusste Hommage an Hitchcocks Vertigo (1958). Auch eine surreal anmutende Szene, in der Norman durch eine Tür in einem Krankenhaus direkt in sein altes Kinderzimmer tritt und dort mit „Mother“ spricht, zeigt kreatives Kamera-Handwerk. Solche Details verleihen Psycho III einen eigenen Reiz.

Leider konnte Psycho III weder künstlerisch noch kommerziell an die Qualität des Vorgängers anknüpfen. Der Film bekam nur gemischte Kritiken und enttäuschte an den Kinokassen – mit rund 14 Mio. $ Einspiel war er der mit Abstand am schwächsten laufende Psycho-Film. Die Fachpresse tat ihn häufig als uninspirierte Slasher-Fortsetzung ab, obwohl Perkins’ Regiearbeit objektiv „nicht viel falsch macht“. Einige lobten Perkins’ engagierte Inszenierung und die gelungene Besetzung – etwa Diana Scarwid als tragische Maureen und Jeff Fahey als schleimiger Duane, die beide solide Leistungen abliefern. Doch unterm Strich blieb Psycho III blass im Vergleich zu Teil II und natürlich zum unerreichbaren Original. Der Misserfolg von Psycho III bedeutete schließlich das vorläufige Ende der Reihe auf der großen Leinwand. Norman Bates’ letzter Auftritt im Kino war damit besiegelt – zumindest in der kontinuierlichen Geschichte, die mit Hitchcocks Film begonnen hatte.

Vergleich: Psycho I vs. II & III

Die drei Psycho-Kinofilme bilden inhaltlich eine fortlaufende Trilogie, unterscheiden sich aber deutlich in Ton und Rezeptionsgeschichte. Was verbindet die Filme, was trennt sie? Im Folgenden einige Aspekte im Überblick.

Fortsetzung der Handlung und Figuren

Psycho II und III setzen die Geschichte des ersten Films direkt fort und beantworten die Frage, was aus Norman Bates nach 1960 wurde. Alle drei Teile konzentrieren sich auf Norman als zentrale Figur – glänzend gespielt von Anthony Perkins in jedem Film. Auch Vera Miles kehrt in Teil II als Lila Loomis zurück, um die Brücke zum Original zu schlagen. Damit entsteht ein roter Faden: Wir verfolgen Normans Lebensweg über mehr als zwei Jahrzehnte, von der Aufdeckung seines Wahns bis zu seinen Rückfällen nach der Entlassung.

Themen und Motive

Das dominante Thema aller Filme ist Normans gestörte Mutter-Sohn-Beziehung und seine dissoziative Identitätsstörung. Teil I enthüllt diesen psychologischen Horror in Form des großen Twists, während Teil II und III tiefer in Normans gestörte Psyche eintauchen. Die Frage, ob Norman jemals wirklich geheilt werden kann oder seinem dunklen „Erbe“ unwiderruflich verfällt, zieht sich durch die Fortsetzungen. Psycho II zeigt Norman als tragische Figur auf der Suche nach Erlösung, die von außen in den Wahnsinn getrieben wird. Psycho III stellt Normans finalen Kampf mit seinem Mother-Alter Ego dar. Trotz unterschiedlicher Ansätze bleibt Norman Bates’ innerer Konflikt der Kern aller drei Filme.

Inszenierung und Stil

Hitchcocks Psycho ist ein subtiler Thriller in Schwarzweiß, der viel der Fantasie des Zuschauers überlässt – berüchtigt für das, was nicht explizit gezeigt wird (z.B. kein direkter Messerstich in der Duschszene). Demgegenüber stehen die farbigen 80er-Jahre-Sequels, die sich dem zeitgenössischen Horrorkino anpassten: Mehr On-Screen-Gewalt, schnelleres Erzähltempo und intensiverer Schrecken. Psycho II behält noch viel von Hitchcocks Spannungsaufbau bei und setzt auf Suspense und Mystery – mit einigen grausigen Spitzen, die damals üblich waren (eine Kehle wird durchschnitten, ein Messer durchbohrt einen Kopf usw.). Psycho III driftet stärker in den Slasher-Bereich ab, mit einer höheren Body Count und direkter Brutalität. Dennoch bemüht sich insbesondere Psycho II, stilistisch und atmosphärisch an den ersten Film anzuknüpfen: Regisseur Franklin baut bewusst visuelle Hommagen ein – vom identischen Kamerawinkel bis zu kleinen Details im Setdesign – um den Geist des Originals heraufzubeschwören. Teil III wiederum zollt Hitchcock mit kreativen Kameraeinfällen und Filmzitaten Tribut (etwa dem Vertigo-Zoom), findet aber auch eigene neo-noir-inspirierte Bilder. Insgesamt wirken die Sequels deutlich „moderner“ und exploitiver als der stilvolle Urfilm, doch beide versuchen, Hitchcocks Erbe zu respektieren, anstatt es einfach zu kopieren.

Ton und Fokus

Interessant ist die Verschiebung des erzählerischen Fokus: In Psycho folgt das Publikum zunächst Marion Crane und ahnt lange nichts von Norman als Täter – er wird erst zum Ende hin als wahnsinniger Antagonist enthüllt. In Psycho II und III dagegen steht Norman selbst im Mittelpunkt der Handlung, teils sogar als identifikationsstiftende Figur. Die Sequels laden den Zuschauer ein, mit Norman zu fühlen und zu leiden, während es neue Schurken (z.B. Lila in Teil II oder den Erpresser Duke in Teil III) gibt, die ihm das Leben schwermachen. Diese Perspektivumkehr – vom Opfer zur Täterfigur als Protagonist – verbindet Teil II und III und verleiht ihnen einen anderen Ton. Zudem mischen die Fortsetzungen Horror mit etwas schwarzem Humor: Teil II gönnt sich ironische Dialoge (Norman stutzt etwa beim Wort „Messer“ im Diner), Teil III enthält fast parodistische Elemente und freche One-Liner. Hitchcocks Original war dagegen weitgehend ernst und spannungsgeladen, ohne augenzwinkernde Fan-Anspielungen.

Rezeption und Vermächtnis

Unbestritten trägt Psycho von 1960 die Krone innerhalb der Reihe – der Klassiker überragt alle Nachfolger bei Weitem. Hitchcock schuf einen zeitlosen Meilenstein, der cineastisch wie kulturell bis heute wirkt. Psycho II und Psycho III hatten es dementsprechend schwer und wurden lange von vielen als unnötige Spätfortsetzungen belächelt, die im Schatten des Originals stehen. Doch mit der Zeit erarbeitete sich vor allem Psycho II Anerkennung als gelungenes Sequel, das würdig an Hitchcocks Film anknüpft. Filmhistoriker loben die humanere Zeichnung Norman Bates’ in Teil II und attestieren dem Film eigene Meriten jenseits des Vergleichs mit dem Übervater. Sogar Quentin Tarantino bemerkte, Anthony Perkins liefere in Psycho II die beste Leistung seiner Karriere ab – und er persönlich ziehe den zweiten Teil dem ersten vor. Psycho III hingegen bleibt der polarisierendste Beitrag: Einige Fans mögen die konsequente Weiterführung von Normans Tragödie und Perkins’ Regiehandschrift, doch Kritiker monierten den Psycho-Mythos werde hier zu sehr in Richtung Mainstream-Horror verbogen. Fakt ist: Nach dem mäßigen Abschneiden von Teil III wanderte Norman Bates endgültig ins Heimkino und Fernsehen ab.

Nachspiel: Psycho IV und weitere Entwicklungen

Obwohl Psycho III das Kapitel Kino-Sequels schloss, war die Geschichte von Norman Bates noch nicht ganz auserzählt. 1990 entstand mit Psycho IV: The Beginning ein Prequel-Sequel für das Fernsehen. Anthony Perkins spielte darin erneut Norman, der in Radiotalks aus dem Nähkästchen plaudert und in Rückblenden (mit Henry Thomas als jungem Norman) seine Jugend mit Mutter Norma offenbart. Interessant ist, dass für Psycho IV der Drehbuchautor des Originals, Joseph Stefano, zurückkehrte – und er entschied, die Ereignisse von Teil II und III weitgehend zu ignorieren. Insbesondere der Twist um Mrs. Spool als Normans angebliche Mutter wurde verworfen, um wieder nahtlos an Hitchcocks Ursprungsgeschichte anzuknüpfen. Psycho IV ist somit eher eine Hintergrundgeschichte zu Normans Trauma und schließt mit einem versöhnlicheren Ende für den gealterten Norman. Allerdings blieb dieser TV-Film ein Randaspekt – vielen gilt Psycho IV als verzichtbar, da er qualitativ nicht an die Kinofilme heranreicht (trotz namhafter Besetzung wie Olivia Hussey als Norma Bates).

In den folgenden Jahren lebte das Erbe auf anderem Wege fort: 1998 wagte Gus Van Sant ein berüchtigtes Shot-for-Shot-Remake des Originals in Farbe, das jedoch bei Kritik und Publikum durchfiel. Erfolgreicher war die moderne TV-Serie Bates Motel (2013–2017), die als Prequel die Vorgeschichte von Norman und seiner Mutter neu interpretiert. All dies unterstreicht, wie sehr Hitchcocks Psycho bis heute nachhallt – die Faszination für Norman Bates und sein unheilvolles Motel ist ungebrochen.

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